FrouFrou
Dienstag, 10. Juli 2007
Ein Einkaufserlebnis
Heute ist wieder so ein Tag, an dem ich mich frage, ob das großspurige Gerede von Kundenfreundlichkeit keinen weiteren Zweck hat, als uns für dumm zu verkaufen.

Da kaufe ich heute einen iPod Video bei Data Quest. (Die Data Quest AG ist einer der großen Macintosh-Distributoren in der Schweiz.) Daheim liegt zwar noch ein iPod der dritten Generation, aber man will ja mit der Zeit gehen, und irgendwie ist Video gucken auf Post'it-Zettelformat ja doch was Tolles. Schön, sollte man meinen, ich sollte fröhlich sein und begeistert und überhaupt. Pustekuchen! Nur 30 Minuten später bereue ich den Kauf schon. Retrospektiv fühle ich mich echt bescheuert, daß ich das Ding überhaupt gekauft habe. Aber von vorne:

Da kommt man in die typisch auf Apple gestylte Lounge von Data Quest und möchte sich beraten lassen. Der Herr hinter dem Beratungstresen ist zwar frei, gleichwohl bittet er mich, mir am Eingang erst einmal ein Beratungsticket zu ziehen. Nun gut, ein wenig Papier, Zeit und Energie verschwendet, und schon darf ich mich beraten lassen.

"iPod also, Video, hmm, da gibts die Versionen mit 30 und 80 GB."
"Aha. "
Kopfhörer ist dabei."
"Aha, sonst nichts?"
"Doch, das USB-Kabel."
"Interessant, bei meinem alten Gerät war außerdem noch das Dock dabei, die Fernbedienung für das Kopfhörerkabel, eine "Tasche mit Gürtelclip und der Adapter zum Aufladen ohne PC."
"Das ist jetzt nicht mehr dabei."

- Spätestens hier hätte ich aussteigen sollen -

"Nun gut, dann hätt ich gerne einen weißen mit 30 GB."
"Den müssen wir erst bestellen."

- Jetzt aber. Aussteigen!

"Hm, naja, gut, nehm ich halt einen schwarzen. (Warum tue ich das nur?) Nehmen Sie Kreditkarten?"
"Ja, das kostet aber 2,5% Kommission."
"Äh... (-ach vergiss es, keine langen Diskussionen, den interessierts eh nicht-), dann lieber EC."

So, die schöne neue Welt kann kommen. Schnell zurück zur Arbeit, noch 15 Minuten Pause.
Auspacken, einschalten, Überraschung:

Alles so 漢德辭典 hier (chinesisch oder japanisch oder koreanisch oder sonstwas, das ich nicht lesen kann). Ein Neustart bringt keine Verbesserung. Ein Reset auch nicht. Noch ein Reset auch nicht. *Seufz
Also ran ans Telefon, Data Quest anrufen. Abteilung Technik: Niemand nimmt ab. Das kennt man ja. Abteilung Verkauf: "Guten Tag...blabla"
"Hallo, ich habe da eben einen iPod bei Ihnen gekauft, da ist das Menue auf chinesisch. Könnten Sie mir da schnell helfen?"
"Da müssen sie woanders anrufen, ich gebe ihnen eben die Nummer. 0848..."
"Ähm, können Sie das nicht eben so machen, das dauert doch nicht lang."
"Sie wollen doch den Support sprechen, also da müssen Sie dort anrufen: 0848 00 01 32" (Anm.: Apple Care CH - ob kostenpflichtig oder nicht, sagt mir wieder keiner).

Nun gut, man ist ja fügsam, möchte auch nicht als Querulant auf die Liste der Verdächtigen von Herrn Schäuble rutschen, und ruft eben dort an. Wie immer erwartet einen die wahnsinnig persönliche und mit toller Musik ausgerüstete automatische Kundenabfertigungsanlage inklusive Warteschleife. Drücken Sie dies, drücken Sie jenes, wenn es Ihnen zu schnell war kann ich auch nochmal alles von vorne runterspulen...

Endlich habe ich eine sehr fröhliche junge Dame am Telefon, die mir einen guten Tag wünscht und nach meinem Begehr fragt. Ich schildere Ihr mein Problem und sie lacht kurz auf. Das hätten wir gleich, sie brauche nur mal eben die Seriennummer des Geräts. Ah ja, das sein ein iPod Video 30 GB in Schwarz. Ich bin verblüfft - oder erschrocken? Und wann ich den denn gekauft hätte, es fehle das Kaufdatum. Vor 15 Minuten antworte ich, was mit Tastengeklapper auf der anderen Seite quittiert wird. Nun brauche sie noch meinen Namen, verkündet die fröhliche Stimme, damit sie das Gerät auf mich registrieren könne. Ich wolle das Gerät aber verschenken, versuche ich hilflos, der Datensammelwut zu entgehen. Sie brauche aber dennoch erstmal einen Namen, damit sie weitermachen könne. Ich frage sie, ob es ernsthaft so sei, dass sie mir ohne Preisgabe meines Namens nicht helfen könne. Schließlich hätte ich doch ein Gerät gekauft und erwartete, daß ich es auch benutzen könne, ohne mich irgendwo registrieren zu lassen. Nunja, das seien nunmal ihre Richtlinien, da könne sie auch nichts machen. Ich erwidere darauf, daß ich dies nicht wahnsinnig toll fände. Das täte ihr leid, aber das sei nunmal so, sprüht sie mir fröhlich entgegen. Sie ist so fröhlich, ich könnte kotzen.

Was will man machen, hopp hopp also registrieren lassen und zwei Minuten später gelange ich tatsächlich ins Sprachmenue meines neuen iPods. Nachdem ich nun endlich lesen kann, was mir auf dem Display entgegenblinkt will dennoch nicht so recht Freude aufkommen. Vielmehr ärgere ich mich, dass ich damals das Klavierspielen aufgegeben habe und daher zuhause nicht meine eigene Musik machen kann. Da hätte ich auch keine Probleme mit Rootkits auf Sony-CD, mit DRM und Datenschutz.

Wobei, wer weiß, was der Klavierstimmer alles hätte von mir wissen wollen?

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Samstag, 7. Juli 2007
Der hat wohl ein Sch(r)äuble locker!
Sagen Sie mal Herr Schäuble,

"sind Sie heute mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden?", möchte man Sie fragen, aber das verbietet sich ja. Es bleibt mir vielleicht die Frage: Was um alles in der Welt hatten Sie denn zum Frühstück?

Da werden Sie doch glatt mit der Aussage zitiert, die gezielte Tötung von Verdächtigen sei ein rechtliches Problem, das es zu lösen gelte.

Vielleicht ist es Ihnen in den letzten 62 Jahren nicht aufgefallen, aber dieser Staat hat aus gutem Grunde Regeln dafür aufgestellt, unter welchen Voraussetzungen überhaupt ein Mensch getötet werden darf. Mit damals jugendlichen 31 Jahren ist Ihnen vielleicht die Diskussion um den "finalen Rettungsschuß" entgangen, den 12 von 16 Bundesländern in ihre Polizeigesetze aufgenommen haben. Außer Notwehr bzw. Nothilfe fällt mir beim besten Willen keine verfassungsgemäße Einschränkung des Grundrechts auf Leben ein. Es scheint, dies geht Ihnen auch so, und zu dieser messerscharfe Beobachtung gehören Sie bereits beglückwünscht.

Schaudern läßt mich jedoch Ihre nun in bester Schilyscher Tradition gestellte Forderung, da doch endlich mal was zu machen. Verdächtige, na, die sind ja schon qua definitionem verdächtig, die sollte man doch ruhig auslöschen können. Was machen wir denn mit so einem Bin Laden, wenn wir ihn je fangen sollten? Etwa einen Prozeß führen? Wo kämen wir denn da hin? So einen Unsinn haben die Alliierten schon in den Nürnberger Prozessen getrieben, wäre ja noch schöner! Ist ja doch nichts dabei herausgekommen, die Neonazis nisten sich wieder fröhlich ein und lassen sich von Polizeioberen der Stadt Dessau in Schutz nehmen. Die dort gechassten Staatsschützer kann man sich mit Ihrer Lösung auch grad sparen, bilden wir doch lieber Killerkommandos aus.

Wenn wir dann erstmal die Verdächtigen vom Internet und Telefon abgeklemmt haben, und damit in bester Manier chinesische Verhältnisse kopiert haben, dann kann man natürlich auch nicht mehr staatliche Onlinedurchsuchungen bei Ihnen lancieren. Im Vorbeigehen bringen wir dann noch schnell die ohnehin schon angeschlagene Unschuldsvermutung zur Strecke und zack - bleiben die ungemütlichen Quertreiber, G8-Gegner, Bartträger und alle, die da sonst noch kreuchen und fleuchen, zwangsläufig "Verdächtige" - und damit also frei zum Abschuß.

Auf erkannten Feind - Feuer frei!

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